Severin Hagens begehbares Gipsobjekt erinnert von außen an eine Litfaßsäule und ist im Inneren eine Aufnahmebox. (Fotos Planen + Falten) Kultur „Planen + Falten“ im DOCK 20 „Planen + Falten“, das sind Pirmin und Severin Hagen, Christine Katscher und Ronja Svaneborg. Mit dem Projekt „Schwelle“ sind die seit 2019 kollaborierenden, in Vorarlberg lebenden und arbeitenden vier Künstler:innen ab dem 4. Mai im DOCK 20 und damit erstmals gemeinsam in einer institutionellen Ausstellung in Österreich zu sehen. Der Name des Kollaborativs „Planen + Falten“ kommt nicht von ungefähr, denn am Anfang hat es tatsächlich einen Plan, der als reelles Dokument auf Papier das zentrale Kommunikationsmittel bildete, gegeben. Auf der Basis dieser zwischen Schnittplan und Bauanleitung angesiedelten Orientierungshilfe wurden, zunächst als Kooperation zwischen Christine Katscher und Pirmin Hagen, bevor dann 2019 Severin Hagen und Ronja Svaneborg dazu gekommen sind, Ausstellungen erarbeitet. Schnittstellen und Kippmomente Der komplizenhaften Entwicklung von Projekten, wie zuletzt 2022 die Schau „Muffled Vision“ im Kunstraum Engländerbau in Vaduz, legt das künstlerische Quartett die Frage zugrunde, wie sie als Gruppe im Austausch ein Ausstellungsdisplay entwickeln können, das weder ein rein gemeinschaftlich gestaltetes Werk noch eine Zusammenschau von lauter Einzelarbeiten ist. Mit dem Wechsel von Zuständen, Schnittstellen und dem Moment, wenn Vertrautes in Fremdes kippt, haben sich „Planen + Falten“ von Anfang an beschäftigt. An den Übergängen von Druckgrafik, Installation, Skulptur und Sound untersuchen Pirmin Hagen, Severin Hagen, Christine Katscher und Ronja Svaneborg das Zueinander von Werk, Publikum und Autorenschaft. In ihrer aktuellen Ausstellung „Schwelle“ im DOCK 20 stehen Strategien des Sichtbarmachens und der Tarnung, die Fragen der Wahrnehmung berühren, aber auch die Heimtücken von Gewohnheit und 16 Nr. 18 / 24 | Lustenauer Gemeindeblatt
Ronja Svaneborg befasst sich in ihren Soundarbeiten mit Stimmproduktion und Hörerfahrungen. vermeintlicher Normalität, im Fokus: Ist etwas so, wie es zu sein scheint? Wann wird aus Bildpunkten ein Bild, aus einem Klang eine Melodie und aus welcher Entfernung lassen sich die Dinge sinnhaft entschlüsseln? Tarnung, Gips, Ton und Druck In seiner raumgreifenden Installation treibt Pirmin Hagen (1982) die Kunst der Tarnung spielerisch und listig auf die Spitze, wenn er aus dem Camouflage-Fleckenmuster von textilen, mit Militär assoziierten Stoffen, die in Natur und Landschaft der Tarnung dienen, durch Übermalung Landschaftsbilder schafft. Unübersehbar ist dagegen das raumhohe, durch eine Tür betretbare, an eine Litfaßsäule oder Telefonzelle erinnernde Gipsobjekt von Severin Hagen (1982), dessen Funktion uneindeutig zwischen Display und Skulptur schwankt. Das Innere des hybriden Objekts, dessen Materialwahl augenzwinkernd auf mehr Schein als Sein verweist, wird in der jüngsten Soundinstallation von Ronja Svaneborg (1985) zur Aufnahmebox. Die von Besucher:innen aufgenommenen Töne werden als kollektives Gesamtrauschen von sechs, tentakelartig mit dem Gipspanzer als Mutterskulptur verbundenen Lautsprechern wiedergegeben. Hinter den großformatigen Siebdrucken von Christine Katscher (1986), die gemeinsam mit Pirmin Hagen maßgeblich am Aufbau des Lustenauer „Druckwerks“ als offene Druckwerkstatt beteiligt war, stecken Landschaften. Das zugrundeliegende fotografische Motiv wird in mehreren Produktionsschritten durch Übermalen, Reproduzieren und Fragmentieren, durch Auseinandernehmen und wieder Zusammensetzen transformiert und verblasst wie Erinnerungen mit der Zeit. Ausstellung: Planen + Falten, „Schwelle“, 4.5. – 27.7.2024 DOCK 20, Pontenstraße 20 Vernissage Fr, 3. Mai 2024, 19 Uhr Finissage Sa, 27. Juli 2024, 16 Uhr, mit Kuratorinnen-Führung Öffnungszeiten Do 14 bis 20 Uhr, Fr und Sa 14 bis 18 Uhr Pirmin Hagen verwandelt Camouflage-Flecken-Tarnmuster in Landschaftsbilder. Christine Katschers vielschichtige grafische Arbeiten entstehen prozesshaft. Lustenauer Gemeindeblatt | Nr. 18 / 24 17
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