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Gemeindeblatt Lustenau Nr. 3 | Freitag, 20. Jänner 2023

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Amts- und Anzeigenblatt der Marktgemeinde Lustenau | Erscheint jeden Freitag, Erscheinungsort und Verlagspostamt: 6890 Lustenau

i Rathaus Kundmachung

i Rathaus Kundmachung Errungenschaft unserer Zeit. Ein friedliches Aufwachsen, wie es den allermeisten von uns möglich war, wurde über Nacht von einer Selbstverständlichkeit zu einer neuen Notwendigkeit, die unser aller Zutun bedarf. Denn der Friede beginnt im Kleinen. Er beginnt bei DIR und MIR, er beginnt „hier herinnen“, in unserer Nachbarschaft aber auch weit draußen in der Welt. Denn wie Willy Brandt einmal sagte: „Friede ist nicht alles, aber ohne Frieden ist alles nichts.“ Aber nicht nur der Friede in Europa kam durch diesen grausamen Krieg ins Wanken. Er hatte auch massive Auswirkungen auf unser alltägliches Leben. Neben Inflationsraten, wie wir sie seit Jahrzenten nicht mehr erlebt haben, wurde Energie über Nacht zu einem kostbaren Gut. Für viele Familien wurde das tägliche Leben in kürzester Zeit kaum noch leistbar und auch für die Gemeinde wurden die finanziellen Spielräume schlagartig kleiner. So sind beispielsweise die Energiekosten unserer Gemeinde um € 2,3 Mio. gestiegen. Alleine bei der Eishalle – unserem größten kommunalen Energieverbraucher – sind die Energiekosten von € 100.000,- auf € 500.000,- gestiegen und die Zinsen haben sich innerhalb eines Jahres bei annährend gleichem Schuldenstand von rund € 230.000,- auf € 2,2 Mio. knapp verzehnfacht. Für die Kernaufgaben der Gemeinde: Dennoch sind wir in Lustenau im Vergleich mit anderen Gemeinden im Land noch finanziell gut aufgestellt. Während andere Kommunen es kaum mehr schaffen, den laufenden Haushalt ohne Neuverschuldung zu stemmen, müssen wir den Gürtel zwar deutlich enger schnallen, dennoch bleiben uns Spielräume für neue Investitionen. Dafür möchte ich mich an dieser Stelle ganz herzlich beim Leiter der Finanzabteilung, Mag. Klaus Bösch, und seinem Team bedanken. Je kleiner allerdings die Spielräume werden, desto schwieriger wird es auszuloten, welchen Investitionen man den Vorzug gibt und welche hintenangestellt werden müssen. Deshalb wird es in den nächsten Jahren wichtig sein, in erster Linie die Kernaufgaben einer Gemeinde zu erfüllen und Wunschprojekte, die zwar schön zu habenwären, aber nicht in unserer Hauptverantwortung liegen, aufzuschieben, zu verkleinern oder mitunter sogar zu streichen. Für eine gute Bildung: Eine der zentralsten Aufgaben einer Gemeinde ist der Bereich „Bildung“. Erst letzte Woche konnten wir beim Campus Rotkreuz die Firstfeier begehen. Gerade bei diesem Großbauprojekt macht uns die Teuerung massiv zu schaffen. So werden wir auch im kommenden Jahr beim Campus Rotkreuz für Schule, Turnhalle und die Errichtung der Zentralküche über € 8 Mio. investieren. Nach Fertigstellung werden wir im Norden unserer Gemeinde eine Lernlandschaft vorfinden, die modernes Lernen ermöglicht. Im Bereich Inklusion wird durch die Verschmelzung von VS und SPZ ein zukunftsweisender Schritt begangen. Sowohl das Lehrpersonal als auch die Schülerinnen und Schüler werden räumlich optimale Lernbedingungen vorfinden. Aber Lustenau wächst und damit auch die Zahl der Kinder – und zwar rasanter, als man es vor ein paar Jahren für möglich gehalten hätte. Wir müssen heute davon ausgehen, dass schon bei Fertigstellung des Campus Rotkreuz dieser nicht mehr für alle Kinder ausreichend Platz bieten wird. So wird es nicht die letzte Schule sein, die wir in den nächsten Jahren bauen werden müssen. Aber Lustenau hat schon in der Vergangenheit bewiesen, dass dies möglich ist. So wurde kurz nach Fertigstellung der VS Hasenfeld im Jahre 1964 mit dem Bau der VS Rotkreuz begonnen, die im Jahr 1968, also nur vier Jahre nach der VS Hasenfeld, fertiggestellt wurde. Aber nicht nur in den Schulen herrscht seit Jahren akute Raumnot. Auch im Kindergarten- und Kinderbetreuungsbereich sorgt die Lebensrealität von Familien für einen großen Raumbedarf. So sind mittlerweile knapp 70 % der Zweijährigen in Betreuung, von den Einjährigen sind es bereits fast die Hälfte und sogar bei den unter Einjährigen – also Kinder, die nur wenige Monate alt sind - sind heute schon 7 % in Betreuung. Wie wichtig dieser Versorgungsauftrag für unsere Gesellschaft ist, wird durch das Anfang Oktober Rathausstraße 1, 6890 Lustenau T +43 5577 8181 1200 gemeindeamt@lustenau.at 26 Nr. 3 / 23 | Lustenauer Gemeindeblatt

i Rathaus Kundmachung im Vorarlberger Landtag beschlossene neue Kinderbildungs- und Betreuungsgesetz untermauert. Dies besagt, dass Gemeinden ab dem Betreuungsjahr 2023/24 für jedes Kind – auch für Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf – im Alter von drei Jahren bis zum Schulbesuch ganztägig und ganzjährig mit vier Wochen Schließzeit einen geeigneten Betreuungsplatz bereitstellen müssen. Ab dem Betreuungsjahr 2025/26 muss auch für alle Zweijährigen ein Betreuungsangebot von fünf Stunden täglich zur Verfügung stehen. Um es zu verdeutlichen: Uns fehlen Stand heute auf dem Weg zur Erfüllung des Versorgungsauftrages über zehn Kinderbetreuungsbzw. Kindergartengruppen. Und im Kleinkinderbereich verlassen wir uns fast zur Gänze auf private Anbieter. Im Betreuungsjahr 22/23 besuchen 87 % aller Dreijährigen eine Betreuung – Tendenz steigend. Die meisten davon jedoch in privaten Einrichtungen. Denn nur 14 % haben einen Platz in einem Kindergarten erhalten. Besonders eng ist es dabei im Norden der Gemeinde. Der Neubau des KiGa Rotkreuz wird dort zwar für etwas Entlastung sorgen, aber noch lange nicht alle Probleme lösen. Und auch wenn sich manch einer womöglich die gute alte Zeit herbeisehnt, in denen die Kinder bis zum vierten Lebensjahr zu Hause betreut werden und danach einen Halbtagskindergarten besuchen, die Lebensrealität von heutigen Familien schaut anders aus und die Zahlen und Kapazitätsentwicklungen sprechen eine ganz klare Sprache. Das Bild, das sie uns liefern, ist deutlich und weist uns den Weg, wohin es gehen muss. Umso verwunderlicher ist es da, dass die Planungskosten für das Kinderhaus im Mühlefeld im Budget vollständig gestrichen wurden. Dies überrascht nicht nur, weil wir diese Kindergartenplätze sehr dringend brauchen würden, sondern auch, weil das Bauamt und die Bildungsabteilung in vielen Überstunden innerhalb kürzester Zeit einen Architekturwettbewerb vorbereitet haben, an dessen Ende bereits kommenden März ein Siegerprojekt prämiert werden wird. Dass dann dieser Prozess gestoppt werden muss, weil die budgetären Mittel nicht zur Verfügung stehen, ist nicht nur für die zukünftigen Kinder und deren Eltern sehr enttäuschend, sondern ganz besonders für die Verwaltung, die mit viel Einsatz und größter Kompetenz den Wettbewerb vorbereitet haben. Für beste Bedingungen für das pädagogische Personal: Neben der Raumnot stellt uns auch der akute Personalmangel im pädagogischen Bereich vor große Herausforderungen. Deshalb braucht es auch im Elementarbereich dringend Unterstützungspersonal, damit die Pädagog:innen ihre Zeit auch vollumfänglich für pädagogische Aufgaben nützen können und nicht Sekretär:in, Hausmeister:in, Küchengehilf:in oder vieles mehr sein müssen. Wir sollten uns deshalb mit all unseren Möglichkeiten dafür einsetzen, dass Arbeiten, die kein pädagogisch geschultes Personal verrichten muss, hinkünftig von Unterstützungspersonal ausgeführt werden. Das entlastet unsere Pädagog:innen in ihrer täglichen Arbeit und bietet uns einen großen Wettbewerbsvorteil bei der Anwerbung von neuem Personal. Gerade mit Inkrafttreten des neuen Kinderbildungs- und Betreuungsgesetztes werden uns Wettbewerbsvorteile bei der Suche nach zusätzlichem, gut ausgebildetem Personal von Nutzen sein. Wir haben schon beim administrativen Unterstützungspersonal an den Pflichtschulen oder dem Projekt „Esskultur“ gezeigt, dass Lustenau hier eine Vorreiterrolle einnehmen kann. Lasst uns auch hier vorangehen und den Bereich Elementarpädagogik in ein neues, modernes Zeitalter führen. Denn, wie Bürgermeister Kurt Fischer bei der Trauerrede zum Ableben von Altbürgermeister Dieter Alge, Benjamin Franklin zitiert hat: »Eine Investition in Bildung bringt immer noch die besten Zinsen.« Für Entfaltungsmöglichkeiten unserer Jugend: Jedoch sind nicht nur Investitionen in die institutionelle Bildung für das Großwerden von Kindern und Jugendlichen von zentraler Bedeutung. Die Gemeinde hat sich seit vielen Jahren dem Grundsatz, „Chancenreichster Lebensraum für Kinder und Jugendliche“ zu sein, verschrieben. Dazu gehört es auch, Teenagern, die sich langsam aus der familiären Geborgenheit loslösen, Räume und Bereiche zu bieten, in denen soziale Beziehungen mit Gleichaltrigen aufgebaut und gepflegt werden können. Rathausstraße 1, 6890 Lustenau T +43 5577 8181 1200 gemeindeamt@lustenau.at Lustenauer Gemeindeblatt | Nr. 3 / 23 27

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