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Lustenauer Gemeindeblatt Nr. 1 | Freitag 3. Jänner 2020

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Amts- und Anzeigenblatt der Marktgemeinde Lustenau | Erscheint jeden Freitag, Erscheinungsort und Verlagspostamt: 6890 Lustenau

Altenhilfe ist eine

Altenhilfe ist eine Zukunftsbranche Seit 1. Oktober 2019 ist Franz Reich Geschäftsführer der Sozialdienste Lustenau. Das Gemeindeblatt sprach mit ihm über Altsein in unserer Gesellschaft, über seine Art der Mitarbeiterführung und was es für eine menschenwürdige Pflege und Betreuung braucht. Zu den Lustenauer Sozialdiensten gehören die Seniorenhäuser Schützengarten und Hasenfeld, der Mobile Hilfsdienst und mobile Essensangebote für Kinder und Senioren. Du willst dieses Angebot weiterentwickeln. Wenn wir uns in fünf Jahren wieder treffen: Was hat sich verändert? Du bist Betriebswirt, Sozialmanager und Systemischer Coach und seit über 25 Jahren in der Altenhilfe tätig. Was macht deinen Beruf für dich aus und was reizt dich an deiner neuen Aufgabe in Lustenau? Kennzeichnend für meinen Beruf sind sicher der Umgang und das Begleiten von Menschen, und hier gleicht kein Tag dem anderen. Das heißt, meine Tätigkeit ist abwechslungsreich und gleichzeitig herausfordernd. Eigentlich komme ich ja aus dem kaufmännischen Bereich, mit kaufmännischer Ausbildung und anschließendem betriebswirtschaftlichem Studium. Doch gleich nach dem Studium ging ich in die Sozialbranche und blieb dieser bis zum heutigen Tage treu. Und das Herausforderndste im Sozialbereich ist sicher die Balance zu halten zwischen Menschlichkeit und Wirtschaftlichkeit, und dies ist eine tägliche Gestaltungsaufgabe, die ich hier in Lustenau gerne annehme. Die Sozialdienste Lustenau sind Teil des Konzeptes Betreuung und Pflege in Lustenau, das für uns eine hervorragende Basis darstellt, um es konzeptionell weiterzuentwickeln. Hier gilt es mit allen Systempartnern am Ball zu bleiben und bedürfnisorientierte Konzepte für die von uns betreuten Menschen zu entwickeln. Wir werden trotz schwieriger Rahmenbedingungen alles dafür tun, uns in einer lösungsorientierten Haltung qualitativ weiter zu entwickeln, damit wir in fünf Jahren einen sehr guten Ruf genießen. Für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind wir ein interessanter Dienstgeber, indem wir sie individuell begleiten, Über Franz Reich Franz Reich, Jahrgang 1962, Betriebswirt, Sozialmanager und Systemischer Coach, ist seit über 25 Jahren in leitenden Positionen im Bereich der Altenhilfe tätig, zuletzt im Caritas-Altenheim St. Vinzenz in Garmisch-Partenkirchen. Er lebt mit seiner Familie bei Kißlegg im Allgäu. Reich ist verheiratet und Vater von drei Kindern. 30

„Wir richten unsere Arbeit nach den Bedürfnissen unserer Bewohnerinnen und Bewohner aus und nicht umgekehrt.“ Franz Reich ist der neue Geschäftsführer der Lustenauer Sozialdienste. (Foto Marcel Hagen) fördern und ihnen die Möglichkeit geben, an einer Kultur des Miteinanders gestaltend mitzuwirken. Wir werden auch verstärkt ausbilden, um so junge Menschen für den Bereich Altenhilfe zu gewinnen, denn Altenhilfe – und das ist bei vielen Menschen noch zu wenig präsent – ist eine Zukunftsbranche. Ist „Altern in Würde“ nur ein Schlagwort? Was verstehst du darunter? Wie macht man professionelle Pflege und menschliche Betreuung gleichzeitig möglich, einen würdigen Umgang im Alter? Das ist sicher eine wesentliche Fragestellung, wenn man sich mit dem Thema Alter auseinandersetzt. Aber wer tut das schon gerne, da hat jeder seine eigene individuelle Vorgehens- und Betrachtungsweise. Ich selber verstehe darunter die Kunst, sich im Laufe seines Lebens immer wieder auf neue Lebenssituationen einzustellen, sie anzunehmen, sich mit ihnen auseinanderzusetzen, um auch Chancen zu erkennen, die sich gerade in dieser Lebenssituation ergeben. Im zweiten Teil der Fragestellung – professionelle Pflege und menschliche Betreuung – steckt ein Spannungsfeld, mit der die Pflege als Ganzes – also nicht nur hier in Lustenau – zu kämpfen hat. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Pflege geben sicher tagtäglich ihr Bestes, doch stoßen sie in ihrem Bestreben einer würdigen Pflege im Alter immer wieder an ihre Grenzen aufgrund der schlechten Rahmenbedingungen mit denen sie konfrontiert werden. Zu schaffen macht vor allem der eklatante Personalmangel, der tagtäglich präsent ist. Hier ist insbesondere die Politik gefordert, gute Rahmenbedingungen zu schaffen, damit mehr Menschen in die Pflege gehen. 31

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