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Lustenauer Gemeindeblatt Nr. 10 | Freitag 12. März 2021

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Amts- und Anzeigenblatt der Marktgemeinde Lustenau | Erscheint jeden Freitag, Erscheinungsort und Verlagspostamt: 6890 Lustenau

Beim 1928 erbauten Haus

Beim 1928 erbauten Haus Flurstraße 28 wurde die an das Wohnhaus angebaute Stickerei als eigener Baukörper errichtet. Historisches Archiv Bauerbe Stickerhäuser – Zwischenkriegszeit Ab Mitte der 1920er-Jahre wurden in Lustenau wieder „Stickerhäuser“, von denen heute noch einige existieren, errichtet (z. B. Sonnenstraße 7). Der gewerblich genutzte Teil war bei Anbauten nun öfters sehr viel klarer als eigenständiger Teil des Gesamtbaus erkennbar oder wurde als kleine freistehende Halle am bzw. neben dem Wohnhaus erbaut (z. B. Flurstraße 28). Die Wohnbauten aus dieser Zeit verfügen oft über Mansardendächer, sind in Bezug auf schmückende Holzteile etc. einfacher gehalten und haben keinen Stadel mehr. Während kurz vor dem Ersten Weltkrieg auch bei den Lohnstickern schon die großen 10-Yard-Maschinen dominierten, wurden die ab ca. 1910 eingeführten Automatenstickmaschinen in Lustenau bis 1914 nur von den größeren Stickereifirmen betrieben. Ab Mitte der 1920er-Jahre investierten dann auch die kleinen Lohnstickerbetriebe in diese Technologie und stellten den Maschinenpark um. Die Ende der 1920er-Jahre eingetretene Weltwirtschaftskrise, die sich auch auf die Stickereibranche verheerend auswirkte – von 1910 bis 1934 war die Zahl der in der Stickerei Beschäftigten um 93 % zurückgegangen –, spiegelt sich in Lustenau in der Tatsache, dass ab 1929 wohl kaum mehr Investitionen in Sticklokale getätigt wurden und deshalb heute so gut wie keine Gebäude mit Stickereibezug aus dieser Zeit existieren. Eine der Ausnahmen bildet z. B. Gänslestraße 7. Die Ausstellung „Bauerbe Lustenauer Stickerhäuser – Eine Bestandsaufnahme“ dokumentiert über 400 heute noch existierende Gebäude mit Stickereibezug, darunter viele sogenannte „Stickerhäuser“ aus der Lustenauer Gründerzeit. Anhand hochwertiger Fotografien der Bauobjekte sowie Reproduktionen von alten Bauplänen wird deutlich, wie die in Lustenau lange Zeit absolut dominante Stickereiwirtschaft in den letzten 150 Jahren Architektur, Ortsbild und damit einhergehend die Lebenswelten in der Gemeinde prägte. 16 Nr. 10 / 21 | Lustenauer Gemeindeblatt

Lustenau, wo Fotograf Lukas Hämmerle während des Ausstellungszeitraumes weitere im Zuge des Dokumentationsprozesses entstandene Fotoarbeiten präsentiert. Bauerbe Das 1935 in der Gänslestraße 7 für Alfred Vogel errichtete Wohnhaus wurde bereits zwei Jahre später um einen Stickereianbau erweitert. Die aktuellen Architektur-Fotografien von Lukas Hämmerle und Max Fetz treten in der Ausstellung in Dialog mit den historischen Dokumenten und Bauakten. Das aufwendige Display für die Ausstellung wurde von den Bühnenbildnern Valentin Hämmerle und Jan Klammer erarbeitet. Das Rahmenprogramm zur Ausstellung setzt sich coronabedingt mit einem Fokus auf Veranstaltungen im Freien zusammen und wird laufend den aktuellen Auflagen angepasst. Jeweils tagesaktuelle Infos finden Sie online unter: www.lustenau.at/dock20. Der hochwertig produzierte, über 500 Farbabbildungen enthaltende Katalog zur Ausstellung ist um 32,– Euro u. a. im DOCK 20 erhältlich. Einen vertiefenden Blick zum Thema Stickerei vermittelt die Ausstellung „Eine kurze Geschichte der Vorarlberger Maschinenstickerei“ in den Räumlichkeiten des Vereins „Stickerei – Museum. Archiv. Kommunikation (S‐MAK)“ in der Hofsteigstraße 21 in Lustenauer Stickerhäuser Ausstellung DOCK 20, Kunstraum und Sammlung Hollenstein Pontenstr. 20 www.lustenau.at/dock20 Öffnungszeiten: FR, SA, SONN- UND FEIERTAGE, 15 BIS 19 UHR Programm: 19.03.2021, 17 UHR „Stickerhäuser“-Spaziergang 26.03.2021, 17 UHR „Stickerhäuser“-Fahrradtour Nur mit Anmeldung (begrenzte Teilnehmerzahl, Absagen möglich) T +43 5577 8181-4230, archiv@lustenau.at Das Haus Sonnenstraße 7 wurde 1928 als Wohnhaus mit einem Sticklokal im Erdgeschoss für Johann Hofer errichtet. (Fotos Lukas Hämmerle) Lustenauer Gemeindeblatt | Nr. 10 / 21 17

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