Aufrufe
vor 1 Jahr

Lustenauer Gemeindeblatt Nr. 23 | Freitag, 10. Juni 2022

  • Text
  • Wwwlustenauat
  • Infos
  • Gemeindeblatt
  • Lustenauer
  • Lustenau
Amts- und Anzeigenblatt der Marktgemeinde Lustenau | Erscheint jeden Freitag, Erscheinungsort und Verlagspostamt: 6890 Lustenau

„Bereue keinen

„Bereue keinen einzigen Tag“ Andrea Amann hätte sich nicht träumen lassen, dass sie in ihrer zweiten Lebenshälfte noch einen neuen Beruf findet, der sie so glücklich macht: Seit einem Jahr arbeitet sie für den Mobilen Hilfsdienst und ist hellauf begeistert. Andrea, du warst im Gastgewerbe tätig und hast außerdem 15 Jahre als Lagerarbeiterin gearbeitet. Wie kam es zum Berufswechsel ins Soziale? Eigentlich bin ich durch meine Tochter dazu gekommen. Sie wollte sich nach dem Studium sozial engagieren und ist in einer Art Zwischenlösung beim MOHI gelandet. Ich sah ihre Begeisterung und irgendwann meinte sie dann, ich solle es doch auch ausprobieren, dann könne ich mein Helfersyndrom voll ausleben. (lacht) Bist du denn jetzt beruflich angekommen? Voll und ganz. Ich arbeite seit einem Jahr als MOHI-Helferin und bereue noch keinen einzigen Tag. Ich kann diesen Beruf wirklich nur empfehlen. Diese Dankbarkeit, die man ernten darf, ist unbeschreiblich. Die Klienten warten schon hinterm Fenster auf mich und freuen sich, wenn ich ihnen Gesellschaft leiste und sie nicht allein sind. Das Gefühl, Menschen helfen zu können, schenkt mir persönlich eine innere Zufriedenheit höchsten Ausmaßes. Außerdem haushalte ich fürs Leben gerne. Wie viel Stunden arbeitest du? Ich betreue sieben Leute und arbeite rund 28 Stunden in der Woche. Aber die Arbeit freut mich so sehr, dass ich die Stunden gar nicht wirklich mitzähle. Was macht für dich den MOHI so unersetzbar? Da ich selbst meinen Vater gepflegt habe, weiß ich, dass die Belastungen für Angehörige enorm sind. Es ist daher sehr wichtig, eine Hilfe zu haben, auf die Verlass ist. So bin ich für die Angehörigen diejenige, die ihnen eine Verschnaufpause gönnt und den Menschen, die Hilfe benötigen, ermögliche ich, im gewohnten Umfeld zu bleiben. Interessiert an einer Mitarbeit beim MOHI? Sigi Hämmerle, der Leiter des Mobilen Hilfsdiensts, informiert bei Interesse gerne umfassend über die Aufgaben und Möglichkeiten beim MOHI und freut sich über Ihre Kontaktaufnahme: siegfried.haemmerle@lustenau.at, T 05577-84311-6600 14 Nr. 23 / 22 | Lustenauer Gemeindeblatt

»Ich hätte nie gedacht, dass ich Arbeiten in dieser Qualität noch erleben darf.« Welche Eigenschaften muss man für die MOHI-Arbeit mitbringen? Feingefühl und die Fähigkeit, Aufmerksamkeit zu schenken. Andrea Amman hat in ihrer zweiten Lebenshälfte ihren Traumberuf gefunden. (Foto Miro Kuzmanovic) Kommt man da aber nicht selbst auch dann und wann an die Grenzen? Was, wenn Klient:innen sehr fordernd sind? Natürlich darf man auf sich selbst nicht vergessen. Grenzen zu setzen und ein gefühlvolles Nein zu sagen, gehören dazu. Was sind konkret deine Aufgaben? Oftmals ist es das Wichtigste, den Menschen einfach nur Gesellschaft zu leisten, bei einem Kaffee über Dinge zu sprechen, die sie beschäftigen. Je nachdem, was körperlich für sie machbar ist, stehen auch Spaziergänge oder kleine Ausflüge auf dem Programm. Nie geht es darum, ein Haus von oben bis unten durchzuputzen. Es herrscht kein Leistungsdruck, auch wenn ich, wie gesagt, sehr gerne im Haushalt mithelfe. Einer meiner Klienten tischt sogar regelmäßig Kekse, Pralinen und Kuchen für mich auf und genießt es, bei einer Tasse Kaffee über Verschiedenes aus aller Welt und aktuelle Themen, die ihn beschäftigen, zu reden. Wie kommst du mit dem Thema Demenz zurecht? Das ist für mich kein Problem, ich kann eine Frage auch zwanzigmal beantworten. Da ist man mit den eigenen Verwandten oft ungeduldiger. Mit einer Frau habe ich es besonders lustig: Einerseits kann sie mich Dinge fragen wie: ‚Bin ich hier eigentlich zu Hause?‘ und andrerseits geht das Jassen noch super. Das macht uns beiden so viel Spaß. Im Übrigen schätze ich es sehr, dass es zum Thema Demenz auch Weiterbildungskurse für MOHI-Helferinnen gibt. Dein Fazit nach einem Jahr MOHI? Ich gehe jeden Tag so gerne arbeiten und freue mich täglich auf Neues. Ich hätte nie gedacht, dass ich das in dieser Qualität noch erleben darf. Lustenauer Gemeindeblatt | Nr. 23 / 22 15

LUSTENAUER GEMEINDEBLATT

© Marktgemeinde Lustenau 2023