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Lustenauer Gemeindeblatt Nr. 26 | Freitag, 1. Juli 2022

Amts- und Anzeigenblatt der Marktgemeinde Lustenau | Erscheint jeden Freitag, Erscheinungsort und Verlagspostamt: 6890 Lustenau

Hab‘ ich dir schon

Hab‘ ich dir schon erzählt? Viele kennen Magdalena – Mäggi – Felder noch als rechte Hand von Alt-Bürgermeister Hans-Dieter Grabher. Insgesamt 20 Jahre war sie im Rathaus tätig. Vor acht Jahren trat sie ihre Pension an und stellte rasch fest, dass es ihr zu Hause im Grunde zu langweilig war. So nahm sie erst einen Job beim Internisten an und wechselte dann vor bald zwei Jahren zum Mobilen Hilfsdienst. Die Menschen, die sie hier betreut, seien ihr sofort ans Herz gewachsen und überhaupt, so sagt sie, kaum ein Berufsfeld würde so viel Nähe und menschliche Verbundenheit zulassen. Wie kam’s, Mäggi, dass du zum MOHI gefunden hast? Magdalena Felder: Eine Freundin, die schon länger beim MOHI tätig war, hat gemeint, „das wäre doch was für dich, du kannst es doch mit alten Leuten!“. Wir haben dann länger über ihren Job geredet, am nächsten Tag habe ich einen Termin mit Sigi Hämmerle vereinbart. Eine Woche später habe ich bei meinem ersten Klienten angefangen. den Zeiten, wenn sie im Lande ist. Mit allen habe ich ein tolles Verhältnis, ich liebe meine Leute. Einen könnte ich überhaupt die ganze Zeit knuddeln. In welcher Rolle gehst du in die Familien? Ich werde oft als Besucherin gesehen, nicht als Helferin. Sie machen mir Kaffee, manche staubsaugen sogar noch davor, damit alles sauber ist und sagen dann, „Komm wir reden lieber!“. Ich bin dann einfach präsent und das finden sie herrlich. Bei einem meiner Klienten muss ich immer in den Kalender schreiben, wann ich wiederkomme, obwohl es jede Woche derselbe Tag ist. Er hat mir schon Blumen aufs Rad gelegt oder mein Auto vom Schnee befreit. Also, es sind echt wahnsinnig liebe Leute. Wie würdest DU heute eine Freundin zur Bewerbung beim MOHI motivieren? Dass es vor allem darum geht, anwesend und freundlich zu sein. Dann läuft es von selbst. Die Menschen sind so dankbar und es kommt Also quasi der Sprung ins kalte Wasser? Einerseits ja, aber andrerseits muss ich sagen, dass ich sehr gut informiert wurde. Die MOHI-Leitung steht zu 100 Prozent hinter dir und hat viel Wissen über die Familie, in die du kommst. Es ist auch alles gut gegangen, sodass ich dann gleich eine zweite Klientin übernommen habe: Eine frühere Nachbarin aus Kindheitstagen, die inzwischen 97 Jahre alt ist. Bei meinem ersten Besuch hat sie zehn Zeichnungen aus einer Schublade gezogen, die ich als Kind gemacht habe. Das hat mich sehr berührt. Wie viele Stunden arbeitest du insgesamt? Insgesamt acht Stunden pro Woche. Derzeit betreue ich fix drei Leute plus eine Frau nur zu „Beim Mobilen Hilfsdienst ist auch das Miteinander ein enorm wichtiger Punkt. Wir veranstalten Ausflüge, gemeinsame Treffen, Schulungen oder natürlich auch eine Weihnachtsfeier. Ein immer wieder ganz besonderer Abend, der ideal ist, um danke für die tolle Arbeit während des ganzen Jahres zu sagen.“ Sigi Hämmerle, Leiter des Mobilen Hilfsdiensts, freut sich über alle Interessierten, die sich unverbindlich informieren möchten: siegfried.hammerle@lustenau.at, T 05577 84311-6600 18 Nr. 26 / 22 | Lustenauer Gemeindeblatt

»Die alten Menschen sind so dankbar und es kommt so viel Gutes zurück.« Magdalena Felder hat mit dem MOHI die richtige Entscheidung getroffen. Sie ist mit Leib und Seele dabei. (Foto Miro Kuzmanovic) so viel Gutes zurück. Die alten Menschen nehmen dich ohne Ansprüche an, sie freuen sich einfach, wenn du kommst. Natürlich hat jeder eine eigene Persönlichkeit. Ich frage mich immer, wo ich die Leute abholen kann: mit einer Geschichte, mit einem Spaziergang, ... Einmal hat der Sohn für seinen Papa ein Treffen mit mir ausgemacht, ohne ihn darüber zu informieren. Er hat also den Vater ins kalte Wasser geworfen, was bei ihm Widerstand ausgelöst hat. Doch nach zwei, drei Besuchen war das Eis gebrochen, jetzt sprudelt es nur noch aus ihm heraus. Wo erkennst du die größten Unterschiede zu früheren Jobs? Dass hier viel mehr Nähe und menschliche Verbindung zugelassen wird. Früher war der Kundenkontakt loser, beim MOHI entsteht unweigerlich eine Tiefe und das ist auch so gewollt. Vor allem brauchen die Menschen, dass ihnen Gehör geschenkt wird. „Hab‘ ich dir schon erzählt?“ ist eine Standardfrage und oft die Einleitung für eine bereits x-fach erzählte Geschichte. Immer wieder höre ich, mit niemandem könne er oder sie so gut reden wie mit mir. Aber klar, dafür bin ich ja da. Das Zuhören - eine der wichtigsten Eigenschaften für die MOHI-Arbeit? Absolut. Und verständnisvoll, einfühlsam sein, Zeit haben, da sein und die Menschen abholen können. Klingt ganz, als hättest du vor zwei Jahren eine gute Entscheidung getroffen ... Die absolut richtige Entscheidung. Ich bin mit Leib und Seele dabei, die Arbeit kränkt mich nie. Und es hilft natürlich, dass ich selbstständig und flexibel sein darf und auch nicht um sieben in der Früh irgendwo sein muss. Lustenauer Gemeindeblatt | Nr. 26 / 22 19

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