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Lustenauer Gemeindeblatt Nr. 40 | Freitag 8. Oktober 2021

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Amts- und Anzeigenblatt der Marktgemeinde Lustenau | Erscheint jeden Freitag, Erscheinungsort und Verlagspostamt: 6890 Lustenau

Großes Kino Am

Großes Kino Am 8. Oktober kommt „Hinterland“ ins Kino – Das Drehbuch zum mit Spannung erwarteten, bereits international ausgezeichneten Film stammt vom Lustenauer Hanno Pinter. An diesem spätsommerlichen Samstagmorgen ist die Welt mehr als in Ordnung. Hanno Pinter, Jahrgang 1970, gebürtiger und bekennender Heimweh-Lustenauer, Jugendarbeiter, Sänger und charismatischer Frontman der Rock’n’Roll-Band „The Monroes“, sitzt bei einer Tasse Kaffee im Garten seines Hauses in Dornbirn. Für einmal redet er im Interview – „natürli luschnouarisch“ – nicht über seine Musik, sondern erzählt, wie aus seinem Drehbuch „Hinterland“ endlich der Film wurde, der diesen Sommer beim Filmfestival Locarno auf der Piazza Grande mit dem Publikumspreis ausgezeichnet wurde und nach seiner Österreich-Premiere in Wien ab 8. Oktober im Bregenzer Metro Kino gespielt wird und damit auch in die Vorarlberger Kinosäle kommt. Hanno, wie kommt man dazu, ein Drehbuch zu schreiben? Film und besonders Kino haben mich schon von klein auf fasziniert. Meinen ersten Kinofilm durfte ich anschauen, als ich den Titel lesen konnte: Das war „Räuber Hotzenplotz“, also ganz schön schwierig (lacht). Die Faszination Kino mit Klappsessel, Popcorn, Cola und einer guten Geschichte, sprich Film, ist geblieben – deswegen wohl meine Affinität zum Drehbuch. Du bist ja kein ganz unbeschriebenes Blatt als Drehbuchautor… Stimmt, mein erstes Drehbuch, ein Krimi über die Russenmafia in Wien, habe ich Ende der 1990er geschrieben. Es wurde zwar nicht verfilmt, aber ich habe damit ein Stipendium beim Drehbuchforum in Wien bekommen. Mit dem Drehbuch zu „Hinterland“ hast Du 2004 begonnen. Warum hat die Umsetzung so lange gedauert? 2006 habe ich bereits mit Robert Buchschwenter und Oscar-Preisträger Stefan Ruzowitzky zusammengearbeitet. Die Story vom Kriegsrückkehrer, der im Wien der 1920er Jahre eine grausame Mordserie aufklären will, hat jedem, der sie gelesen hat, gefallen. „Eine Wahnsinnsgeschichte, aber leider unfinanzierbar wegen der historischen Schauplätze“ habe ich immer wieder gehört. Das Angebot, einen Fernsehmehrteiler daraus zu machen, habe ich abgelehnt, für mich war das absoluter Kinostoff. Schließlich sind dann die österreichische Produktionsfirma FreibeuterFilm und die luxemburgische Amour Fou mit der Idee gekommen, vor einem Bluescreen zu drehen, und damit war alles möglich… Warst Du bei den Dreharbeiten in Luxemburg dabei? Ich war eine Woche am Set, das war wahnsinnig beeindruckend, die Kameras und Scheinwerfer, die Requisite, der Geruch – das war ein magischer Moment. Stefan Ruzowitzky hat mit dem Cast ein geniales Händchen bewiesen. Als ich die erste Szene mit Murathan Muslu gesehen habe, habe ich gedacht, das Drehbuch sei für ihn geschrieben worden. Murathan ist 16 Nr. 40 / 21 | Lustenauer Gemeindeblatt

» Ich war eine Woche am Set – das war ein magischer Moment.« Hanno Pinter hat das Drehbuch zum Kinofilm „Hinterland“ geschrieben. (Foto Marcel Hagen) ein Charmeur, er wickelt die Damenwelt um den Finger. Liv Lisa Fries war der Sonnenschein am Set, die musste man einfach gernhaben und Max von der Groeben hat sich bedankt, dass er mit dieser Rolle von seinem Teenie-Star-Image wegkommt – die Atmosphäre war unglaublich kollegial und gut. Du bist als Komparse auch im Film zu sehen… Ich habe unter anderem einen Zeitungsleser und einen Kommunisten gespielt, meine Paraderolle war aber der besoffene Transvestit im Gefängnis mit dem Satz „Es ist nur ein Missverständnis, nur ein Missverständnis.“ Und dann kam Locarno… Das war ein wunderschöner lauer, sehr aufregender Sommerabend auf der Piazza vor der größten Leinwand Europas mit 6.000 Leuten. Beim Empfang saßen wir quasi am Kapitänstisch, also beim Festivalleiter – das sind unvergessliche und unbeschreibliche Momente. Plötzlich wurde uns aber klar, dass die ganze Arbeit umsonst gewesen wäre, wenn der Film hier nicht ankommt, und alle waren nervös. Aber die Kritiken waren toll und wurden immer besser bis hin zu „noch nie gesehen im deutschen Kino“, der Film wurde als „surreal-expressionistische Version Wiens um 1920“ beschrieben. Eine Woche später dann die Meldung vom Publikumspreis, das ist ja eigentlich der ehrlichste Preis, und da habe ich mir einen Schluck Whisky eingeschenkt. Jetzt freue ich mich auf den Filmstart in Vorarlberg und hoffe, dass er den Leuten hier auch so gut gefällt. Was tut sich gerade sonst bei Dir? Mit der Musik geht es jetzt endlich auch wieder los, während des Lockdowns habe ich ein neues Drehbuch geschrieben, bin aber noch nicht bereit, damit hinauszugehen. Aber das Tollste: Ich bin noch einmal Daddy geworden und genieße die Vaterfreuden sehr. Meine ältere Tochter ist 13, und wenn man sieht, wie sich die große Schwester um den Kleinen kümmert, geht einem echt das Herz auf und du denkst dir: Alles habe ich nicht schlecht gemacht! Lustenauer Gemeindeblatt | Nr. 40 / 21 17

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