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Lustenauer Gemeindeblatt Nr. 9 | Freitag 5. März 2021

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Amts- und Anzeigenblatt der Marktgemeinde Lustenau | Erscheint jeden Freitag, Erscheinungsort und Verlagspostamt: 6890 Lustenau

Bei dem im Jahr 1910 in

Bei dem im Jahr 1910 in der Sonnenstraße 12 errichteten Haus wurde nachträglich der Stadel ausgebaut. (Fotos Lukas Hämmerle) Historisches Archiv Bauerbe Stickerhäuser – „Lustenauer Gründerzeit“ Um die Jahrhundertwende setzte in Lustenau – vor allem auch in Bezug auf die Errichtung von Stickereien und Stickerhäusern – ein großer Bauboom ein. Neben der durch die Rheinregulierung erhöhten Hochwassersicherheit und den guten Verdienstmöglichkeiten in der Stickerei war wohl auch die damalige Einführung der neuartigen Schiffchenstickmaschine für diesen Boom ausschlaggebend. Diese nun viel schneller produzierenden „Schnellläufer-Maschinen“ mussten nicht mehr händisch vom Sticker angetrieben werden. Die zuerst zum Antrieb der Maschinen eingesetzten Verbrennungsmotoren wurden ab 1905 – im Zuge der Elektrifizierung Lustenaus – bald in allen Betrieben durch Elektromotoren ersetzt. Brandgefahr, Lärm, Abgase und gefährliche Transmissionsriemen fielen dadurch weg. In den drei Jahren von 1906 bis 1908 – wohl der Höhepunkt des Baubooms – wurden jährlich rund 15 heute noch bestehende Gebäude mit Stickereibezug errichtet. Fast alle dieser meist stattlichen Häuser verfügen über Kreuzgiebel, um auch das Dachgeschoss als Wohnraum nutzen zu können. Der oft immer noch mitangebaute Stadel wurde bei vielen dieser Häuser später ausgebaut (z. B. Sonnenstraße 12). Insgesamt haben in Lustenau über hundert dieser Gebäude mit Stickereibezug aus der „Lustenauer Gründerzeit“, welche abrupt mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges im Jahr 1914 endete, die Jahrzehnte überdauert und existieren heute noch. Bei vielen dieser Häuser wurde später das Sticklokal durch Anbauten nochmals erweitert. Daneben wurden bereits damals für neu aufgestellte Schifflistickmaschinen auch weiterhin bestehende Handsticklokale adaptiert (z. B. Hofsteigstraße 16). Ab 1905 wurden in Lustenau die ersten 9-Yard- und bald darauf auch 10-Yard-Schifflistickmaschinen aufgestellt. Damit wuchs die Länge der Stickmaschinen von gut sechs Metern auf rund elf Meter. Um diese nun deutlich größeren Maschinen unterzubringen, wurde bei 18 Nr. 09 / 21 | Lustenauer Gemeindeblatt

setzt sich coronabedingt mit einem Fokus auf Veranstaltungen im Freien zusammen und wird laufend den aktuellen Auflagen angepasst. Jeweils tagesaktuelle Infos finden Sie online unter: www.lustenau.at/dock20. Bauerbe Das Haus Rudolfstraße 1 wurde im Jahr 1910 als „reines Stickerhaus“ ohne Stadel und sonstige landwirtschaftliche Anbauten errichtet. vielen der damals erfolgten Neubauten nun das Erdgeschoss verlängert und dieser Teil des Sticklokals mit einem Flachdach versehen (z. B. Rudolfstraße 1). Die Ausstellung „Bauerbe Lustenauer Stickerhäuser – Eine Bestandsaufnahme“ dokumentiert über 400 heute noch existierende Gebäude mit Stickereibezug, darunter viele sogenannte „Stickerhäuser“ aus der Lustenauer Gründerzeit. Anhand hochwertiger Fotografien der Bauobjekte sowie Reproduktionen von alten Bauplänen wird deutlich, wie die in Lustenau lange Zeit absolut dominante Stickereiwirtschaft in den letzten 150 Jahren Architektur, Ortsbild und damit einhergehend die Lebenswelten in der Gemeinde prägte. Die aktuellen Architektur-Fotografien von Lukas Hämmerle und Max Fetz treten in der Ausstellung in Dialog mit den historischen Dokumenten und Bauakten. Das aufwendige Display für die Ausstellung wurde von den Bühnenbildnern Valentin Hämmerle und Jan Klammer erarbeitet. Das Rahmenprogramm zur Ausstellung Lustenauer Stickerhäuser Ausstellung DOCK 20, Kunstraum und Sammlung Hollenstein Pontenstr. 20 www.lustenau.at/dock20 Öffnungszeiten: FR, SA, SONN- UND FEIERTAGE, 15 BIS 19 UHR Programm: 12.03.2021, 17 UHR Führung durch die Ausstellung 13.03.2021, 15 UHR „Stickerhäuser“-Spaziergang Nur mit Anmeldung (begrenzte Teilnehmerzahl, Absagen möglich) T +43 5577 8181-4230, archiv@lustenau.at Das im Jahr 1900 in der Hofsteigstraße 16 gemeinsam mit dem Wohnhaus errichtete Sticklokal wurde bereits 1907 an die technische Entwicklung der Stickmaschinen angepasst. Lustenauer Gemeindeblatt | Nr. 09 / 21 19

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